Sexologie
Der Ansatz des Sexocorporel ist für uns der Ansatz, der die Theorien des Embodiment am konsequentesten umsetzt und bildet damit die Grundlage für das sexologische Vorgehen, wie es im IfES gelehrt und entwickelt wird.
Der Sexocorporel wurde in den 70ern und 80ern von Prof. Jean-Yves Desjardins an der sexologischen Fakultät der Universität in Montreal/ Quebec entwickelt. Seit ca. 2000 wird er in Europa gelehrt, 2004 kam er in Deutschland an, und 2020 entsteht mit dem IfES das erste offizielle deutsche Ausbildungsinstitut.
Der Sexocorporel geht von drei Grundannahmen aus:
- Körper und Geist bilden eine Einheit.
- Zur Beschreibung von Verhalten wird Bewegung auf drei Dimensionen beschrieben (Zeit, Raum, Schwerkraft).
- Sexuelles Verhalten und Erleben ist die Folge von senso- und damit psycho-motorischen Lernprozessen.
Vor dem Hintergrund des Embodiment werden 3 Ebenen des sexuellen Selbst unterschieden:
- Die Ebene der Selbstregulation (Steuerung emotionaler und sexueller Erregung durch körperliche Faktoren wie z.B. Atmung, Tonus, Bewegung, Tempo/ Rhythmus, Orientierung, Mimik, etc.).
- Die Ebene der Verbindung mit der Umwelt (sexuelle und emotionale Anziehungskodes und die Struktur des Begehrens).
- Die Ebene der Beziehung zu und mit anderen Menschen (sexuelle Intersubjektivität, participatory-sense-making, Zwischenleiblichkeit, Neurozeption, Affektabstimmung, etc.).
Der Sexocorporel überträgt das bio-psycho-soziale Modell auf das WHO-Modell sexueller Gesundheit und formuliert 4 Komponenten, entlang derer sexuelles Verhalten und Erleben beschrieben wird.
Aus der Betrachtung aller Komponenten wird, gemeinsam mit der Klient*in, eine «Logik des Systems» formuliert, die durch Enactments (Experimente, Übungen, u.ä.) validiert und moduliert wird. Aus der Logik des Systems heraus werden Interventionen im Dienste des Anliegens der Hilfesuchenden entwickelt.